Ich segel seit meiner Jugend. Schon früh lernte ich die Windstärken gut einzuschätzen anhand eigener Beobachtungen, in Windstärken bzw. Beaufort. Ich weiß wann es zuviel für das Segeln auf dem Wasser wird, kenne die Gefahren z.B. durch eigene Kenterungen, aber auch was große Segelyachten so abkönnen bzw. die Crew. Die Sicherheit und Verantwortung steht an vorderster Stelle für mich selbst und andere.
Die Strandsegler leben in Knoten!
Damit kam ich anfangs gar nicht zurecht. Auch heute kann ich die Knotenbereiche den Windstärken nur ungefähr zuordnen. Ich benötige diese Übersetzungstabelle unten. Angaben in m/s oder Km/h sagen meiner inneren Uhr gar nichts.
Über die letzten drei Jahre hat sich das geändert. Bei den Miniyacht 5.60 Segelwagen hat man mindestens drei Segelgrößen zur Auswahl. Nur Windsurfer, Kitesurfer und Kitebuggyfahrer haben meistens noch mehr Segelgrößen im Einsatz.
Das Surfen hatte ich einmal angefangen, stieg aber um ins Segelboot. Ich empfand die Surfer oft bemitleidenswert. Man hatte den Eindruck das sie meist unglücklich waren. Irgendetwas passte nie. Entweder war der Wind nicht richtig, das falsche Segel dabei, oder das Surfboard zu klein oder zu groß. Die Ironie: nun habe ich auch mehrere Segel wie sie 😉
Nachdem ich meine Wetter Apps auf Knoten umgestellt hatte und nun weiß welches Segel angesagt ist, hat sich mein innerer Kompass zwar nicht umgeschrieben, aber ergänzt 🙂
Kalt und grau in grau mit nur 6 Grad Luft- und Wassertemperatur, so empfing uns Anfang November 2024 die letzte Strandsegelregatta der Saison in Sankt Peter-Ording: der SAU Pokal vom YCSPO.
Diese „Saison Abschluss & Umlauf“ Regatta ist eine Spaßveranstaltung. Unten das Video vorab.
Die kleine Katastrophe des Tages: ich hatte leider vergessen die Speicherkarte der GoPro zu löschen und vor dem ersten Rennen war sie voll, aargh! Ein Löschen vor Ort am winzigen Display ohne Lesebrille war mir nicht möglich. Tja, ich werde wohl alt 😉 🙂 😀
Vielen Dank daher an Waldemar, einer unser Standart Segler, der mir seine WhatsApp Videos freundlicherweise zur Verfügung stellte.
Zwei Piloten teilen sich einen Strandsegler und mussten während des 15 Minuten Rennens mindestens 1x wechseln nach 8 Minuten.
Das klingt nach einer recht kurzen Fahrt, aber nachdem uns Olaf, unser Rennleiter, durch den „Priel des Todes“ (einen tieferen hatte ich noch nie) geschickt hatte, gefrierten meine Finger unweigerlich in den nassen Handschuhen. Lange hält man das nicht durch, gut das man Piloten wechselt. Der Schmerz in den Fingern wich irgendwann einem starken Pochen als das Blut wieder zirkulierte.
Die Durchfahrt des Priels bei 6 Grad Lufttemperatur und 6 Grad Wassertemperatur bei gut 40 km/h Tempo kann man etwa so beschreiben: ein Wasserstrahl der Feuerwehr ist wohl angenehmer!
Das Wetter des Tages:
Schwacher Wind auf SO mit 8-11kn ist meine Untergrenze im 5,5m² Segel, ich bangte. Überhaupt war die Saison 2024 recht schwachwindig, und ich musste lernen, dass ich wohl noch ein 6,x m² Segel benötigen werde. Für den SAU Pokal kamen aber Mark und ich ganz gut zu recht zum Glück.
Dieses RC-Modell segelte auch mit
Alles grau und kalt. Das Wetter war typisch für den November. Der schwache Wind bereitete mir Sorge, aber letztlich erwischte es mich erst viel später auf der Plate auf dem Weg zurück zum Hafen.
Hier die Übersicht der drei Rennkurse des SAU Pokals 2024. Das Wasser lief schnell wieder auf, so dass Rennen 2 und 3 kleinere Kurse wurde. Das tat dem Spaß aber keinen Abbruch, ganz im Gegenteil!
Nach Rennen 1 lief das Waser auf und wir fuhren 2x kleinere Kurse
Nun zum 1. Rennen – Länge ca. 900m. Dieses hatte eine „kleine Herausforderung“. An sich eine klare Sache, wie immer ein Priel, aber diesmal war der deutlich(!) anders. Links unten kann sehen, wie der Priel die hohe Fahrgeschwindigkeit von Süden kommend unterbricht (siehe auch in die Karte unten –> zoomen!)
Ich hielt mich rechts dicht an der Flagge, während Mark mehr am Meer entlangfuhr. Dort kam er sogar zum Stillstand.
So sah das dann aus. Die Wagen wurden von Tempo 30-40 km/h abgebremst bis fast auf Null. Dabei krängte der Wagen leicht, das rechte Luvrad stieg an. Die Tiefe von ca. 20 Zentimetern kann man dem Vorderrad ansehen (Durchmesser 40cm).
Das Wasser lief schnell auf, der Priel wurde nicht mehr befahrbar. Der Rennkurs wurde verlegt und verkürzt auf ca. 600m Länge. Der war ungewohnt kurz, machte aber viel Spaß. Man hatte alle Fahrer im Blick (schön für die pausierenden Piloten) und wir wurden nicht mehr eiskalt geduscht. Eine schöne Abwechslung zu den üblichen Rennen.
Wind: SO 8-11kn Segel: 5,5m² Speed max: 47 km/h Strecke: 12,9 km
Während mein Partner Mark H. seine Runden drehte, reanimierte ich meine nassen und schmerzenden Finger wieder zu Leben. Mark vollführte derweil einen Weely an einer kleinen Sandbankkante im Rennen 2.
Rennen 2 – zuerst Mark, dann Malte
Viele hatten dort ein aufsteigendes Vorderrad, um dann anschließend um die eng gesteckten zwei Wendemarken zu fahren. Ein halbes Dutzend Piloten interpretierte die gar als Tor und fuhr falsch rum. Mark nahm den Bogen weiter auf die Sandbank des vorherigen Rennens, die aber wegen der Flut zur Sackgasse geworden war. Er bemerkte bald seinen Irrtum 😉
Wind: SO 8-11kn Segel: 5,5m² Speed max: 50 km/h Strecke: 9,7 km
Das Rennen 3 war wieder eine schöne Sache, aber danach ging nichts mehr. Das Wasser kam nun auch an diesen Kurs aufgelaufen bis direkt an die Kabel der Ziellinie ran. Elektrischer Strom und Seewasser vertragen sich nicht. Das wars.
Wind: SO 8-11kn Segel: 5,5m² Speed max: ca. 46 km/h Strecke: 9,3 km
Mir persönlich hat der kurze Kurs zu Abwechslung sehr gut gefallen, alles war in Sichtweite und wir kamen dennoch auf Tempo.
Das Pilotentaxi nahm die Zweitpiloten mit zurück. Auf dem Rückweg ließ der Wind nach und ich konnte beim Rückweg nicht von der Saumkante über die Plate zum Hafen segeln. Tja, mindestens 1x im Jahr muss man den Segelwagen die Strecke ziehen. Da ich fast als Letzter ankam, musste ich nicht lange auf einen freien Wasserschlauch warten zum Abbrausen.
Schlick gab es rückblickend dieses Jahr recht viel muss ich feststellen.
Auf der Plate langte der Wind nicht mehr zurück zum Hafen
Der Hafen war fast leer. Zur Stärkung ging es ins Clubhaus wo ich gerade noch einen letzten Teller Eintopf bekam zu Stärkung und Aufwärmung. Während ich das Segel am Segelwagen trocknen ließ fuhr ich einen der Regattafahrzeuge, einen Lada, zum Waschen zur Tankstelle. (Okay, Martin, next time auch noch Aussaugen!).
Also das ist ein Auto! Da merkst Du was sich getan hat in 50 Jahren KFZ Entwicklung. Also 70 km/h kamen mir gefährlich schnell vor. Autobahn? Nicht mit so einem Auto.
Im Hafen sah ich noch dieses neue 6,2m² Segel von Sven Kraja – Frogsails. Dem Segel wird viel Gutes nachgesagt.
Welche Lattenfarbe darf es sein? Eine Leistungsschau
Die Windvorhersage war schlecht, aber zum Glück war uns Aiolos, der Gott des Windes, uns insgesamt wohl gesonnen. Ich konnte mit dem 5,5er Segel noch gut fahren und so kamen Mark und ich von 23 Mini 5.60 Segelyachten mit Platz 9 gut über die Ziellinie.
Lustiger Moment unterwegs. Sven Kraja überrundete erwartungsgemäß alle und beim zweiten Mal feuerte er mich noch an netterweise, während sich Martin unterwegs lauthals beschwerte von mir in Lee überholt worden zu sein 😀 Ein Affront für seine Wettkämpferseele, ich kann’s verstehen, das war feist von mir 😉
Tagesbilanz:
Wind: SO 8kn, in Böen bis 11 kn Segel: 5,5m² Speed max: 50 km/h Strecke: 38,9 km, davon 31,9 km Wettfahrten (ca. 16 je Pilot)
Die Qualifikation 2025 startete im September 2024. Diese Regatta zählt schon für die kommende Europameisterschaft, die Ende Oktober 2025 zufälligerweise in St.Peter-Ording ausgetragen werden wird.
Im Schlepptau geht es raus, denn noch ist der Wind zu schwach zum Raussegeln.
Wir werden rausgezogen auf die SandbankDie Badstelle. Die freundlichen Damen und Herren der Tourismus Zentrale überwachen uns hier. Langsam fahren – nach Vorschrift! Selbstverständlich!Endlich sind wir da, nun die Absperrungen aufbauen
An Tag 1, Samstag, meinte es der Wind noch gut mit mir (10kn bis 16 kn Böen im Mittel). Mit dem 5,5 m2 Segel (meinem größten Segel) kam ich gut voran. In der Eile habe ich meine Timer Uhr aber vergessen, was den Start schwierig gestaltete.
Mein Wagen hat nun etwas Farbe bekommen – Zielflagge und Rennstreifen