Ausfahrt zum Böhler Priel im Strandsegler
Achtung Spaziergänger:
da wo ich mit dem Segelwagen war, würde ich persönlich niemals(!) zu Fuß hinlaufen. So schnell wie dort das Wasser kommt, kann man seine Beine gar nicht in die Hand nehmen, um dort sicheres Land zu erreichen.
Am Samstag, den 29.7.2023 war es für mich endlich soweit. Strandsegeln so weit nach Süden bis es nicht mehr weiter geht, zum Ende der Sandbank von St. Peter-Ording. Dort war ich noch nie.
Wo ist das eigentlich genau? Satellitenfotos helfen nur bedingt weiter, da sie Ebbe und Flut nicht genau erkennen lassen. Zudem verändern die Gezeiten ständig die Küstenlinie.
Zwar war ich schon oft Strandsegeln, aber noch nie bis zum äußersten Ende des Hitzsand gefahren. Für mich war dies also unbekanntes Terrain – eine Premiere!
Ich fahre meistens Regatten und an solchen Tagen sind solche Ausflüge verboten, zumal die großen Segelwagenklassen 2 und 3 immer südlicher unterwegs sind.
Wenn man so weit raus segelt, möchtest du a) nicht liegenbleiben und b) daher nicht alleine sein, für den Fall der Fälle. Ich fragte also im Kreis der Mini Yacht-Freunde herum, wer mich begleiten würde. Zu meiner Überraschung kamen doch glatt 10(!) Piloten zusammen! Super!
Das Gebiet bis ca. 2-3 km südlich der Arche Noah (Höhe Badestelle) ist mir als Regattagebiet sehr gut vertraut und dann konnte ich es gar nicht glauben, wie weit es dann noch nach Süden geht! Es waren noch 3,5 km, wie man auf der Karte unten nachmessen kann.
Der Strand wollte und wollte nicht enden! Weit vor mir erkannte ich aber fahrenden Segel meiner Segelkameraden, also tastete ich mich weiter vor und fuhr immer weiter nach Süden.
Die Sandbank nimmt einen langgezogen Bogen nach Osten, quasi wie eine langgezogene „Banane“. Auf einmal nahm der Strandsaum jedoch ab und war dann gänzlich verschwunden. Spaziergänger trifft man hier so weit südlich schon lange nicht mehr an. Zu weit weg ist man hier draußen von der Zivilisation. Sicheres Ufer ist weit weg.
Die Brandungskante war weg und dann gab es nur noch den geriffelten Sand, wie er nur bei Ebbe zu Tage tritt. Die Fahrt wurde holpriger und nasser. Unendliche Weiten breiteten sich vor mir aus, ein Ende nicht absehbar.
Das ungute Gefühl hier liegen zu bleiben kroch immer stärker in mir hoch, unbehaglich, aber aufregend zugleich. Dann erkannte ich quer fahrende Segel und eins das ganz nach Rechts Richtung Westen zur Nordsee fuhr. Ich fuhr hinterher und dann war ich am äußersten Ende, einem kleinen, letzten Zipfel der Sandbank. Vor mir lag ein viele Meter breiter und sehr tief aussehender Priel, der Böhler Priel, auf Höhe des Leuchturms von Böhl.
–> Kartenwechsel ganz rechts: z.B. ArcGIS („Clarity“)
Ein wichtiger Hinweis für Spaziergänger!
Über große, weite Strecken ist kein Strand mehr da, der bei Flut noch aus dem Wasser ragt. D.h. das frei werdende Land wird sehr schnell trocken und wird auch schnell wieder überspült. Da wo ich mit dem Segelwagen hinkam würde ich persönlich niemals(!) zu Fuß hinlaufen. So schnell wie dort das Wasser bei Flut kommt, kann man seine Beine gar nicht in die Hand nehmen, um sicheres Land zu erreichen.
Mensch, war das neu und unwirklich! So viele Kilometer weit hier draußen. Das sah alles komplett anders aus als weiter nördlich.
Ein kleines Grüppchen Strandsegler traf sich etwas weiter Richtung Deich und dort stoppten wir erst einmal und genossen das gemeinsame Treffen hier draußen.
Wie es sich quasi für eine „Äquatortaufe“ gehört, wurde mir ein kleiner Treibstoff 🙂 gereicht zur Feier des Tages. Möge die Rückfahrt gut verlaufen! Manch einer der älteren Strandsegler wusste auch von unglücklichen Tagen zu berichten, wenn der Wind einschlief und man viele Kilometer Fußmarsch mit dem Ziehen des schweren Segelwagens dann vor sich hatte. Seemannsgarn gibt es also auch bei den Landseglern 🙂
Danach ging es zurück nach Norden. Bevor es aber ganz zurück ging, steckte ich südlich vor dem Hundeauslaufgebiet Süd noch mit vier mitgebrachten Flaggen eine kleine Rennstrecke ab. Das machte auch viel Spaß und dann ging es gemächlich zurück in den Hafen.
Die GPS Daten zeigen sehr schön, wie weit die Sandbank derzeit geht. Die Satellitenbilder sind ja schon etwas älter und man kann je nach Quelle und Aufnahmezeitpunkt (Flut/Ebbe) nicht genau beurteilen wie weit es da wirklich raus geht (rechts oben in der Karte könnt ihr verschiedene Kartentypen auswählen – z.B. ArcGIS („Clarity“) ).
Das Geheimnis hat sich für mich nun gelüftet. Ab der Badestelle (Arche Noah) ist nach 5,5 km im Süden das Ende der Sandbank (Stand Sommer 2023).
Zurück im YCSPO Vereinshaus stärkten wir uns von dem gemeinsamen Ausflug. Es war noch Grillgut übrig gewesen und mit ein paar Beilagen wurde dies ein schöner Abschluss der Ausfahrt!
Vielen Dank an alle! Es war ein tolles Erlebnis!
Merker:
Tagesstrecke 36,1 km,
Wind 15-20 kn,
4,5m²,
Max.Speed 60 km/h